Im Frühjahr hat die OMR 2025 der Marketing- und Adtech-Welt einmal mehr den Spiegel vorgehalten – und gleichzeitig gezeigt, wohin die Reise geht. Wer in Hamburg genau hingeschaut hat, konnte einen klaren Trend erkennen: Performance ist zurück im Fokus, aber nicht im alten Sinne. Vielmehr geht es um smarte Effizienz, kluge Nutzung von Daten, die strategische Rolle von KI – und ein Werbe-Ökosystem, das sich auf eine Zukunft ohne klassischen SEO-Traffic vorbereiten muss. Genau hier setzt die Spannung für die bevorstehende DMEXCO an.
KI wird vom Versprechen zum Werkzeug
Die Buzzwords rund um KI, First-Party-Data, Commerce und Brand Safety haben sich kaum verändert, jedoch haben sich die Anforderungen drastisch verschoben. Auf der OMR, d3con und Co. sprach man nicht mehr nur über KI, sondern begann, sie konkret in Content-Strategien und Commerce-Prozesse einzubinden. Besonders deutlich wurde das beim wachsenden Interesse an shoppable Formaten, die Content und Transaktion verschmelzen.
Dabei sind neue datengetriebene Ansätze immer mehr von Interesse: Modelle, die auf relevanten First-Party-Daten und Vorhersagen basieren, helfen Werbetreibenden, potenzielle Konsument:innen frühzeitig zu identifizieren. KI zeigt sich damit nicht mehr nur als Vision, sondern zunehmend als Werkzeug für operative Entscheidungen.
Willkommen im Post-Traffic-Zeitalter
In dieser Entwicklung zeichnet sich eine tektonische Verschiebung ab: das sogenannte Post-Traffic-Zeitalter. Mit Googles AI Overview, Microsoft Bing AI oder Brave Search verschwinden klassische Sichtbarkeitsmodelle zunehmend aus dem Rampenlicht und verlieren damit an Bedeutung in Marketing- und Monetarisierungsstrategien. Wer sich auf organischen Search Traffic verlassen hat, wird daher künftig umdenken müssen. Sichtbarkeit entsteht nicht mehr automatisch durch SEO oder Paid Reach – sie muss aktiv in KI-Logiken und Plattformalgorithmen eingeschrieben werden.
Besonders sichtbar ist dieser Wandel beim wachsenden Anteil von Google Discover am Publisher-Traffic. Für viele Medienhäuser wird diese Abhängigkeit derzeit zum Risiko, da ihre Sichtbarkeit von Googles Mechanismen abhängig ist. Sichtbar wird hierdurch hingegen die Bedeutung alternativer Modelle: direkt auf Publisher-Seiten integrierte Konzepte, die Antworten und Relevanz für Nutzer:innen bieten, ohne von externen Plattformen vermittelt zu werden, eröffnen neue Perspektiven. Solche Lösungen werden heute bereits, wenngleich regional begrenzt, für ausgewählte Publisher ausgerollt.
Die DMEXCO verspricht eine Chance, gemeinsam nach Lösungen zu suchen
All das wirft große Fragen auf für die diesjährige DMEXCO, die sich mit dem Motto „Be Bold. Move Forward.“ große Chancen verspricht, gemeinsame Antworten zu finden. Die Veranstaltung steht wie keine andere für strategischen Tiefgang, für die Verbindung von Industrie und Innovation, für konkrete Wege und Partnerschaften in die Zukunft.
Die drängendsten Fragen lauten:
- Wie setzen Unternehmen KI wirklich ein – jenseits der PowerPoint-Versprechen?
- Wie funktioniert Performance heute abseits der großen Walled Gardens?
- Welche Plattformen bieten echte Ergänzungen und Alternativen zu Meta, Google & Co.?
- Und wie lassen sich vertrauensvolle, wirkungsstarke und Marken-förderliche Lösungen umsetzen?
Ein mögliches Signal in diese Richtung: große Hardware-Partnerschaften, die Inhalte und Empfehlungen direkt auf Geräte bringen – und damit neue Zugänge für Publisher wie Advertiser eröffnen. Solche Ansätze zeigen, dass die Fragen nicht nur um Paid Media oder Search kreisen, sondern um neue, integrierte Reichweitenmodelle.
Von Buzzwords zu echten Antworten
Die bisherigen Events des Jahres haben gezeigt, dass ein großer Bedarf nach Klarheit, Praxis und Wirkung besteht. Jetzt ist die DMEXCO am Zug, die richtigen Akteur:innen zusammenzubringen und diese Themen greifbar aufzubereiten. Nicht mit generischen Inhalten, sondern mit echten Use Cases, mit erlebbaren Formaten, mit Raum für Austausch – aber auch für aufrichtige Debatten. Denn die Zukunft des digitalen Marketings ist kein Konsensprojekt. Sie wird gestaltet von denjenigen, die bereit sind, umzudenken, neu zu testen, Risiken einzugehen.
Wer nach Köln kommt, darf sich also auf mehr als Buzzword-Bingo freuen. Es geht um praxisnahe Antworten auf heutige Herausforderungen. Und es wird spannend zu sehen, wie viele davon Impulse der jüngsten Branchenevents weiterentwickeln können – und wie viele auf der DMEXCO 2025 tatsächlich den entscheidenden Schritt nach vorne wagen.